Stadtgeschichte
Verlässlich setzt das Wissen über das Geschlecht der Parsberger aber mit dem o.g. Beleg von 1224 ein. Von diesem Zeitpunkt ab ist die Ortsgeschichte im Grunde genommen die Geschichte ihrer Herrschaft in direkter Folge bis ihrem Erlöschen im männlichen Stamm am 7. Mai 1730. Während dieser gesamten Zeit saß das bedeutende Geschlecht der Herren von Parsberg auf der Burg über dem Ort.
Die reichsunmittelbaren Herren von Parsberg waren mit vielen bedeutenden Familien des Adels im Nordgau verschwägert, so mit den Notthafft, den Zengern, Wolfsteinern, Degenbergern, Ehrenfelsern, Absbergern, um nur einige zu nennen.
Bedeutende Parsberger: Friedrich (2), 1237-1246 Bischof von Eichstätt; Friedrich (4), 1437-1449 Bischof von Regensburg; Hans (2), 1443-1447 Statthalter in Pfalz-Neu-markt; Konrad (4), 1432-1438 Hofmeister der Herzogin von Lothringen; Christoph (1), 1439-1448 Hofmeister des dänischen Königs; Leonhard, 1447-1453 Oberster Tressler des Deutschen Ritterordens; Werner (1), 1442-1455 Reichsschultheiß von Nürnberg – ebenso: Wolf (1) 1492-1499 und Haug (2) 1547-1554.
Darüber hinaus waren zahlreiche Parsberger Domherrn in Eichstätt, Freising und Regensburg. Sie waren als Pfleger, Richter oder Landrichter tätig in Altdorf, Kipfenberg, Auerbach, Burglengenfeld, Dietfurt, Donaustauf, Heideck, Hemau, Hersbruck, Hirschberg, Hohenburg, Kelheim, Kötzting, Landshut, Lupburg, Nassenfels, Neuburg/D., Riedenburg, Stein b. Nürnberg, Schwandorf, Stadtamhof, Sulzbach, Waldeck, Wildenstein, Wörth/D. Sie wirkten als Viztume in Burglengenfeld, Rott/Inn und Straubing.
Es gibt Nachkommen des dänischen Zweiges der Parsberger in Dänemark und den USA. Nachkommen des nordfranzösischen Zweiges der de Partz leben heute in Belgien.
Die Chronik der Stadt Parsberg
von Alfred Spitzner
Herausgegeben vom Festausschuss anlässlich der Jahrtausendfeier vom 26. bis 30 August 1950.
Aufnahmen (2) G. Breinl, Lupburg
Alle sonstigen Aufnahmen: Foto Perras, Parsberg
Die Chronologie
1205 | Erste gesicherte urkundliche Erwähnung der Burg Parsberg. |
1237-1246 | Friedrich(2) von Parsberg ist Bischof von Eichstätt. |
1315 | Im Streit zwischen den Herzögen Rudolf I. und Ludwig IV. steht Dietrich (1) von Parsberg auf der Seite von Rudolf I. Burg Parsberg wird vermutlich belagert, in Teilen zerstört, aber durch Dietrich (1) wieder aufgebaut. |
um 1350 | Ein derzeit noch nicht bekannter Parsberger lässt sich im Gefolge der deutschen Kaiser in Flandern nieder. |
1432-1438 | Konrad (4) von Parsberg († 1438) ist Haushofmeister der Herzogin von Lothringen. Die Lothringische Linie der Parsberger erlischt um 1521. |
1395-1572 | Hans (1) von Parsberg erhält die Herrschaft Lupburg als Pfand für 5.000 Gulden auf Wiedereinlösung von Herzog Johann II. Lupburg bleibt bis 1572 in Parsberger Besitz. |
1437-1449 | Friedrich(4) von Parsberg ist Bischof von Regensburg |
1439-1447 | Christoph (1) und Werner (2) von Parsberg zu Lupburg begleiten den dänischen Wahlkönig Christoph von Pfalz-Neumarkt nach Dänemark. Werner († 1484) bleibt in Dänemark und begründet die dänische Linie der Parsberger (fortbestehend). |
1444 | Hans (2) und sein Bruder Bischof Friedrich von Regensburg gründen die Pfarrei Parsberg als Abspaltung von der Urpfarrei See. |
um 1450 | Jean de Partz (geb. um 1450) ist der erste namentlich bekannte Nachfolger der Parsberger in Flandern. Auf ihn gehen die französische Linie der Parsberger (de Partz de Pressy, ab 1712 Marquis d‘ Equirre; erloschen 1974) und die belgische Linie (de Partz de Courtray; ab 1730 Vicomte de Courtray; fortbestehend) zurück. |
1459 | Kaiser Friedrich III. bestätigt den Parsberger Rittern ihre „althergebrachten Rechte“ (seit 1318/1326) ausdrücklich. Die Herrschaft Parsberg wird damit endgültig als reichsunmittelbares Lehen anerkannt. |
1529 | Haug (2) von Parsberg, Hans Joachim von Parsberg zu Flügelsberg und Hans (4) von Parsberg Mitverteidiger von Wien bei der ersten Belagerung durch die Osmanen. |
1571 | Mit Ausnahme von Kirche und Burg/Schloss brennt Parsberg ab. |
1600 | Das Parsberger Schloss hat weitgehend seine jetzige Form. Der alte Burgteil auf der oberen Felsenterrasse ist noch nicht zerstört. |
1618-1648 | Ob Teile der alten Burg im 30jährigen Krieg zerstört wurden, ist unklar. |
1663 | In Parsberg wird die erste Posthalterei der Thurn-und-Taxisschen Kaiserlichen Reichspost eröffnet. |
1730 | Das Geschlecht der Ritter von Parsberg erlischt im männlichen Stamm. |
1730-1792 | Die Herrschaft Parsberg geht als kaiserliches Lehen im Besitz der Grafen von Schönborn über. |
1736-1738 | Der „Schönborn-Turm“ der Pfarrkirche wird errichtet. |
1788 | Auf Anweisung der Schönbornschen Verwaltung wird der Friedhof von der Pfarrkirche weg in die Lupburger Straße verlagert. |
1792 | Kurfürst Karl Theodor von Bayern kauft die Herrschaft Parsberg. |
1793 | Ein „Landgericht alter Art“, Vorläufer des Bezirks- und Landratsamts, wird als Verwaltungs- und Justizzentrum in der Burg Parsberg eingerichtet. |
1803 | Im Zuge der Mediatisierung verliert Parsberg seine Reichsunmittelbarkeit und wird in das Kurfürstentum Bayern integriert – erst jetzt ist Parsberg bayerisch. Parsberg hat etwa 250 Einwohner. |
1841 | Ein weiterer Großbrand zerstört 60 von 100 Anwesen, hauptsächlich innerhalb der Marktmauern, die danach wie - auch die beiden Markttore - (weitgehend) abgerissen wurden. |
1866 | Bürgermeister Dr. Boecale lässt eine Frischwasserversorgung Hammermühle – Wasserreservoir in der Burg – Marktbrunnen bauen. Hygiene und Lebensqualität steigen damit spürbar. |
1873 | Die Bahnstrecke Regensburg – Seubersdorf mit Bahnhof in Parsberg wird eröffnet - zweigleisiger Weiterbau nach Nürnberg bis 1896, Elektrifizierung 1950. |
1880 | Die Ämter Velburg und Hemau werden im Bezirksamt Parsberg, dem Vorläufer des Landkreises Parsberg, zusammengefasst. Parsberg hat etwa 1.000 Einwohner. |
1909 | Bezirkskrankenhaus und Volksschulgebäude werden neu gebaut. |
1911-1936 | Johann Baptist Hierl aus Parsberg wird Weihbischof in Regensburg. |
1923/24 | Neubau der Pfarrkirche St. Andreas – Fertigstellung des Innenausbaus 1929. |
23.04.1945 | Durch eine mutige Initiative von Dr. Schrettenbrunner und Pfarrer Fischer wird Parsberg kampflos und ohne Zerstörungen an US-Truppen übergeben. |
1951 | Die evangelische St. Michaels-Kirche wird gebaut. |
1952 | Innenminister Dr. Högner verleiht Parsberg das Stadtrecht. Parsberg hat etwa 2.500 Einwohner, darunter viele Flüchtlinge und Vertriebene. |
1966 | Die Realschule Parsberg nimmt ihren Betrieb auf. |
1968 | Kanalisation und Klärwerk werden fertiggestellt. |
1970 | Die Autobahn A3 ist zwischen Nürnberg und Regensburg durchgängig befahrbar. |
1971 | Das Gymnasium Parsberg nimmt seinen Betrieb auf. |
1972 | Im Zuge der landesweiten Gebietsreform wird der Landkreis Parsberg aufgelöst. Parsberg verliert Ämter und Behörden und wird zur Schulstadt. |
1973 | Das neue Hauptschulgebäude an der Aschenbrennerstaße wird fertiggestellt. |
1973-1995 | Das Schulzentrum an der Aschenbrennerstraße wird nach und nach gebaut, umgebaut und erweitert. |
1977 | Das Freibad an der Hatzengün wird fertig. |
1978 | Die Bezirksklinik für jugendliche Drogenabhängige nimmt ihren Betrieb auf. |
1980/81 | Parsberger Vereine sanieren Teile der Burg in Eigenleistung. Die Einrichtung eines Museums in der Parsberger Burg beginnt. Die Burg wird als kulturelles Zentrum nutzbar. |
1983 | Die Parsberger Theatertradition wird mit dem Stück „Haug von Parsberg“ wiederbelebt. |
1987 | Eine Schulpartnerschaft des Gymnasiums Parsberg führt zur deutsch-französischen Städtepartnerschaft mit Vic-le-Comte in der Auvergne. |
2002 | 50 Jahre Stadt Parsberg. Am 23.08.1952 wurde Parsberg zur Stadt erhoben. |
2006 | Die Bezirksklinik für forensische Psychiatrie nimmt ihren Betrieb auf. |
2008-2010 | Freilegung und Sanierung der Burggärten. Hierdurch werden neue Perspektiven im Burgareal sichtbar. |
2011-2013 | Der „Hirschenkeller“ wird abgerissen und durch einen modernen Neubau ersetzt. Das "Veranstaltungsareal Burg Parsberg" entstand. |
2014-2016 | Neugestaltung des Stadtpark. |
2017 | Parsberg wird Hochschulstandort. |
2017-2019 | Die Grundschule Parsberg wird erweitert und umgebaut. Der Technologie-Campus in Kooperation mit der OTH Regens-burg und der TH Deggendorf wird fertiggestellt. |